Archäotektur auf Grabungsbesuch in Schaffhausen
Zurzeit und noch bis 2026 wird in randlicher Lage zur Altstadt von Schaffhausen auf dem Kammgarnareal fleissig ausgegraben und gebaut. Im Bereich des ehemaligen Industrieareals aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert werden unter anderem die bestehende Halle Kammgarn West saniert sowie der Kammgarnhof neugestaltet. Es entstehen Räume für die städtische Bibliothek, Ludothek und die Pädagogische Hochschule Schaffhausen. Zudem werden im Kammgarnhof eine Tiefgarage gebaut und darüber ein öffentlicher Park angelegt. Doch was befand sich vor der Industrie an diesem Ort?
Im Bereich des heutigen Kammgarnareals fand sich in mittelalterlicher Zeit der Ökonomiebetrieb des Klosters Allerheiligen, bestehend aus einem Baumgarten, verschiedenen Stallungen, Werkbetrieben und allem was ein Kloster so zum Wirtschaften braucht. Das Benediktinerkloster Allerheiligen war 1049 durch Eberhard und Ita von Nellenburg gegründet und rasch zur repräsentativen Grablege ausgebaut worden. Einen Eindruck dieser Bebauung vermittelt der sog. Rüeger Plan, bei dem es sich um die älteste Darstellung der Klosteranlage aus nachreformatorischer Zeit um 1600 handelt.
Durch die Kantonsarchäologie Schaffhausen und unter Leitung von Linda Christen und Sonja Streit wird mit einem mehrköpfigen Team eine Rettungsgrabung durchgeführt - und das inmitten einer laufenden Grossbaustelle! Besonders angetan war Archäotektur beim Grabungsbesuch von dem sorgfältig gefügten mittelalterlichen Mauerwerk und vom jüngsten Fund einer kleinen Tonfigur, die einen nackten Knaben darstellt.